Warum Pferdearbeit

Heute wird auf den Höfen nur noch selten kreislaufbasiertes Arbeiten und freie Berufsausübung betrieben, sondern oft rücksichtslose Selbstverwirklichung auf höchstem technischen und maschinengestützem Niveau, bei gleichzeitiger maximaler Zufuhr von kreislauffremden Energie- und Betriebsmitteln, oft aus sehr fragwürdigen Quellen, zur Profitmaximierung, mit dem Ziel, hohe Mengenerträge zu erzielen. Das gilt für die konventionelle wie auch für die biologische Wirtschaftsform gleichermaßen. Die Abhängigkeit von Verbänden, Kontrollen, Vermarktung und Ausgleichszahlungen ist enorm. Die Ideale von einst lagern derweil im Fundus und werden je nach Bedarf zielführend in die Marketingscheinwelt eingespeist. Geschlossene Betriebskreisläufe, bäuerliche Selbstbestimmung und persönliche Verwirklichung in der Landwirtschaft ist möglich bei einem Minimum an betriebsfremden Produktionsmitteln. Hat sich eine Kreislauflandwirtschaft, was nicht unbedingt gleichbedeutend ist mit „Bio“ von heute, erst einmal etabliert, ist Pferdearbeit sehr wohl möglich. Die Grundlagen Futter und Haltungsmöglichkeiten sind meist vorhanden oder können leicht realisiert werden. Der Arbeitsaufwand für einzelne Kulturen ist ohnehin schon viel höher. Daher fällt es auch in der Gesamtkalkulation nicht besonders auf, wenn einige Stunden dazukommen. Mit gut ausgebildeten Pferden und sinnvoller Technik kann jeder arbeiten, der dem Pferd die entsprechende Achtung erweist und den nötigen Respekt vor ihm hat.. Der Gesamtmehrwert für den Hof durch die Pferdearbeit rechtfertigt die höhere Gesamtarbeitsbelastung pro Kultur. Allein durch solidarisches Verhalten auf Dörfern ließe sich die Mehrbelastung ausgleichen. indem mehrere Pferdebetriebe geeignete Maschinengemeinschaften, Vermarktungs- und Verarbeitungsgemeinschaften als Kleinstgenossenschaften oder wie auch immer gründen. Die Arbeitssituation auf den meisten Höfen ist bis zum Anschlag ausgereizt.Das ist nichts Neues, sondern ein Problem für sich, dessen Gründen man nachgehen sollte; aber kein Hinderungsgrund, um mit Pferdearbeit zu beginnen.

Das Pferd auf dem Hof ist aber nicht ein Teil des Problems, sondern ein Teil der Lösung. Man sollte sich einmal aus seiner gedanklichen Tretmühle befreien und sich überlegen, was wirklich wichtig ist. Aber das muss man erst einmal zulassen. Sicherlich unterliegt kein Verantwortlicher des Vereines der Illusion, das Pferd sei das Maß aller Dinge und Antriebsmaschinen wären überflüssig. Vielmehr sollte die Pferdearbeit nicht in Schinderei ausarten. Die Kardinalfrage lautet deshalb nicht Pferd oder Maschine, sondern: Wo liegen die jeweiligen Stärken und wie sind sie miteinander zu verknüpfen? An schwül-warmen Tagen mit Stechmücken und Bremsenplagen, bei Arbeitsspitzen oder Erntearbeiten, kann ruhig der Kleinschlepper vor das Gerät gespannt werden oder Nachbarschaftshilfe und Lohnarbeit angenommen werden. Es kommt nicht auf ideologisch fundamentale Geradlinigkeit, sondern auf Machbarkeit und Sinn an. Jede zielgerichtete Pferdearbeit im dörflichen Kulturraum ist eine Bereicherung, und unbedingt förderungswürdig und ein Gebot der Stunde, angesichts der vielen Zerstörungen und Lärm in Landschaft und Landwirtschaft.

Von der Größe her haben viele aufgegebene Höfe eine ideale Ausstattung mit Eigenland und Hofgebäuden, was das Potenzial für die Pferdearbeit angeht. Und Pferde gibt es auf dem Lande eh schon genug. Prinzipiell sind alle Rassen geeignet. Was fehlt, sind sinnvolle Arbeitsgeräte, die auf dem Stand der heutigen Technik sind und Beispielbetriebe, in denen auch gutes Geld verdient wird. Gäbe es vor Ort geeignete Pferdetechnik, die für einen geringen Kostenbeitrag ausgeliehen werden könnte, würde heute schon manch Pferdebesitzer (Hoferbe, Heimatverein, etc..) aus Interesse und Freude an der Pferdearbeit damit auf eigenen Feldern experimentieren Ernährungsbewusste Verbraucher - finanziell relativ unabhängig und der Pferdearbeit aufgeschlossen gegenüber stehend -, gibt es zur Genüge. Pferdearbeit hat auch nicht zwangsläufig höhere Preise zur Folge. Weder das Pferd, noch die betrieblichen Grundlagen für die Pferdehaltung auf den Höfen, weder der Konsument noch die Politik, stehen dem im Wege, sondern einzig und allein die egoistische und auf Verdrängung und Wettbewerb kultivierte Seele des Bauern und ihrer Standesvertreter. Erst wenn das letzte Stück Natur unterworfen, der letzte bäuerliche Hof vernichtet ist, wird auch dem letzten Menschen klar werden, dass etwas schief gelaufen ist. Vor dem Hintergrund bäuerlichen Könnens und Erfahrung in Verbindung mit dem europäischen aufgeklärten und pluralistischen Grundwert ist Pferdearbeit immer noch eine moderne Option in der Landbewirtschaftung und der Erzeugung von Lebensmitteln. Pferde gelten im Vergleich zu Schleppern als langsam und schwach. Jedoch können durch angepasste Bewirtschaftung, z.B. in der Grundbodenbearbeitung große Flächenleistungen erzielt werden.

Unser Streben ist es, zu zeigen, dass eine Verbindung von Pferden, Regenwürmern und ein.bisschen Intelligenz den Maschinen und einseitigen maschinenkonformen chemisch synthetischen Bewirtschaftungstechniken und Methoden überlegen sind.