Über strategische Ausrichtungen im Naturschutz

Für den Bereich der NGO`s hat Cubrich in verschiedenen Studien gezeigt, dass unterschiedliche Strategien verfolgt werden, um damit ganz heterogene Ziele zu erreichen. So besitzen NGO´s zwar nur geringe Mittel und wenig finanzielle wie politische Macht, verfügen dafür allerdings über ein erhebliches Legitimationskapital im Vergleich zu Unternehmen und Staaten. Mithilfe ihres Legitimationskapitals können sie andere Institutionen deligitimieren oder deren Handeln legitimieren.

Hierfür können sie radikal-konfrontative oder moderate Strategien verfolgen. Radikal konfrontative NGO´s  suchen tendenziell eher die Konfrontation und formulieren angesichts von Missständen Maximalforderungen. Ein Beispiel hierfür wäre Greenpeace. Moderatere NGO´s wie der WWF hingegen legitimieren das Handeln von Unternehmen wie z.B. Krombacher und erhalten hierfür im Gegenzug erhebliche Geldmittel. Sie profitieren insbesondere von dem Umstand, dass radikal-konfrontative NGO´s auf Missstände aufmerksam machen und hohe Forderungen stellen, angesichts derer ihre gemäßigten Forderungen als sehr attraktiv erscheinen. So treten radikal-konfrontative z.B. mittels drastischen Aktionen in Erscheinen, transportieren eine Problemstellung medial und deligitimieren z.B. Unternehmen. Nach einer Weile stoßen die moderaten Kräfte dazu und finden im Dialog mit den Unternehmen eine Mittellösung und profitieren vom dem Weg, der von den radikaleren NGO´s bereitet wurde. Während die radikaleren NGO´s an diesem Punkt nicht mehr mit den Unternehmen kooperieren, um ihre ideelen Ziele und ihre Legitimität nicht zu untergraben, gelingt es den moderaten und kooperativen NGO´s Kapital zu schlagen.

Angesichts der zahlreichen Probleme die sich im Lankreis Osnabrück wie allerortens in (industriell) landwirtschaftlich geprägten Regionen auftun und unter denen nicht die Verursacher, sondern vor allem Anwohner und die restliche Bevölkerung leiden, wäre es an der Zeit, dass Naturschutzvereine ihre Strategien absprechen. So wäre es anzudenken, dass einige Vereine die Aufgabe übernehmen, verstärkt auf problematische Entwicklungen aufmerksam zu machen und die Verursacher unter Druck zu setzen. Andere Vereine - dies dürfte die Mehrzahl sein - könnten dann als moderat-kooperative Vereine auf die Verursacher zugehen, sobald diese unter Druck stehen und ihnen Alternativlösungen vorschlagen.

Wo wollen wir Naturschützer uns einordnen?

Bei den radikalen Organisationen, die tatsächlich Denkanstöße und Richtungsänderungen vorgeben, aber daraus für sich kein 'Kapital' schlagen können?

Oder wollen wir zu den etablierten moderaten Organisationen werden, die wenig bewegen, aber an politischen Prozessen beteiligt sind, teilweise Entscheidungsgewalt ausüben können und über erhebliches Kapital verfügen?