Hintergründe für das Inselprojekt

In den letzten Jahrzehnten ist ein dramatischer Rückgang an Kleintieren, Insekten, Vögeln und Wildtieren zu beobachten. Handwerkliche Tätigkeiten werden durch industrielle Rationalisierung verdrängt. Das visuelle Erscheinungsbild der Landschaft wurde und wird immer eintöniger. Die Akustik ist geprägt von Maschinenlärm, natürliche Klänge und Gesänge verstummen hingegen zusehends. Empathie, Naturerfahrung- und Erleben wird ersetzt durch einen virtuellen simulierten medialen Lebens- und Aktionsraum, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen. Es geht inzwischen nicht mehr nur darum, eine spezielle Tierart oder Pflanzenart zu fördern, sondern das Leben an sich ist in seinen Grundlagen in heftige Bedrängnis geraten. Diese negative Entwicklung hat eine enorme Eigendynamik entwickelt, sodass man sich die Frage stellen muss, ob die bisherigen Schutzmaßnahmen und Strategien erfolgreich waren.

Die vielfältigen Streuobstwiesenprojekte und bisherigen Fördermaßnahmen seit den 80er Jahren sind hier eine konstante Erfolgsgeschichte mit immer noch dynamischem Potenzial. Deshalb werden diese auf dem Vereinsstandort auch kontinuierlich weiterentwickelt. Insbesondere stellt der Verein auch die Entwicklung(sprozesse) des hiesigen Raumes von der Urbarmachung bis in die Gegenwart in den Fokus. Die Anfänge und Fortschritte zu sehen, zu deuten, zu verstehen und Zusammenhänge zu vermitteln, um diese in einen modernen Entwicklungsprozess einzubringen, ist das Ziel. Dieses Vorhaben ist Teil eines Generationen- und Vereinsprojektes, das mit der Pacht und späterem Kauf der Hofstelle und Kernflächen (ab 1989) eines alten Hofes (erste urkundliche Erwähnung 1101) und der Gründung des Vereins (2012) eingeleitet wurde. 2013 wurden erstmalig Zuschüsse zu Umweltmaßnahmen beantragt. Von 1989 bis 2012 wurde die Entwicklung des jetzigen Vereinsstandortes ausschließlich in Ehrenamt und Familiensponsoring durchgeführt.

Im Juni 2012 wurde der gemeinnützige Verein „Die Kreislauflandwirtschaft de Peerdehoff e.V.“ gegründet zur Förderung der Ökologie, des Heimatgedankens und der kleinstrukturierten Handwerksbetriebe von der Erzeugung bis zur Vermarktung. Der Verein befasst sich momentan mit der Entwicklung einer komplexen Insellösung inmitten eines hochtechnischen und großstrukturierten landwirtschaftlichen Umfeldes. In dieses Projekt eingebunden sind unter anderem die Erprobung der Pferdearbeit, der Anbau und die Verwertung traditioneller Acker- und Gartenfrüchte, Heilfrüchte und Kräuter (Karlsgarten) sowie auch die Sicherung und Anwendung der plattdeutschen Sprache im Projektbetrieb. Die Flächen des traditionellen Hofes Westendorfs in Herbergen/Menslage kann der Verein gemäß seiner satzungsmäßigen Ziele nutzen. Die Streuobstwiesen haben mit ca. 8 ha. den größten Anteil einer Kulturart an der Gesamtfläche von ca. 22 ha. LN (14 ha. Hackfrüchte, Getreide, Gemüse und Gründüngung).

In den Jahren von 1998 bis 2000 wurden von der Unteren Naturschutzbehörde und der Flurbereinigungsgemeinschaft im hiesigen Verfahren an der östlichen und südlichen Seite noch je eine Streuobstfläche im privaten Besitz (0,4 ha.) und eine kommunale Kompensationsfläche Streuobstwiese (0,7 ha.) angrenzend an der Projektfläche Verein eingerichtet. Im Norden hat der Käufer einer Wohnparzelle seit 2009 mit 0,4 ha. LN begonnen, diese ökologisch zu entwickeln; auch mit Streuobst. Diese können in das Projekt eingebunden werden. Damit dürfte dieser Ort einer der ältesten (seit Beginn der Streuobstbewegung in den 80er Jahren im Zuge der allgemeinen Umweltbewegung) existierenden und komplexesten Streuobststandorte im westlichen Niedersachsen sein - eine einmalige Konstellation.